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Geschichtliche Entwicklungslinien

Geschichtliche Entwicklungslinien des organisierten Sports

Die Geschichte des Sports erhellt einen Teil der menschlichen Kultur. Jede Zeit prägt ihren Sport und das Wesen eines jeden Volkes spiegelt sich in seinem Sport wider, er entspricht den Bedürfnissen der jeweiligen Gesellschaftsordnung.

Zum geschichtlichen Phänomen wurde der Sport allerdings erst als er sich aus einem bloß triebhaften Verhalten zu bewusst gestalteter Handlung entwickelte. Die Entwicklung reicht vom kultischen Ursprung bis zur neuen Rolle des Sports in den Lebensformen einer modernen Welt. Dazwischen liegen viele Stationen, u. a. die Entstehung der Turn-, Spiel- und Sportbewegung sowie die Wiederbelebung der Olympischen Spiele Ende des 19. Jahrhunderts.

Sucht man nach den Ursprüngen des organisierten Sports, so kann man in die Zeit der Aufklärung zurückgehen, die den eigentlichen Aufschwung brachte. "Zurück zur Natur",rief der Franzose Jean-Jacques Rousseau in seinem berühmten Erziehungsroman "Emile" und forderte "wollt ihr den Geist eines Schülers bilden, so bildet zuerst die Kraft aus, die er beherrschen soll. Lasst ihn ganz Mensch sein an Körperkraft und er wird es bald auch an Vernunft sein."

Dieses neue Bildungsideal einer humanistisch-ganzheitlichen Erziehung wurde von Leibnitz, Kant, Lessing, Klopstock, Goethe, Schiller, Uhland, Jean Paul und Wilhelm von Humboldt nachdrücklich gefördert. Das Gebot der Gleichheit und freien Entfaltung aller Bürger schloss die Forderung nach einer allgemeinen Volksbildung ein. In der Schweiz plädierte Johann Heinrich Pestalozzi (1746 - 1827) für die "richtige Erziehung aller Kinder in einer Volksschule" und die Philanthropen, eine Gruppe bekannter Pädagogen, vertraten in Deutschland die Erneuerung der Gymnastik. Johann Bernhard Basedow (1723 - 1790) machte 1774 mit seinem Philanthropinum in Dessau den Anfang. Diese Ansätze wurden z.B. durch Johann Christoph Guts Muths (1759 - 1839) umgesetzt. Seine Schriften "Gymnastik für die Jugend" (1793), "Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und des Geistes" (1796) und "Kleines Lehrbuch der Schwimmkunst" (1798) erlangten internationale Beachtung und gaben der Leibeserziehung bedeutende Impulse.

Das Bildungsziel der Philanthropen wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Friedrich Ludwig Jahn (1778 - 1852) aufgegriffen. Er entwickelte ihre Gymnastik zu einem differenzierten System von Übungen, das nicht aufs Geräteturnen begrenzt war, sondern Laufen, Springen, Werfen, Klettern, Schwimmen, Ringen, Spielen und Wandern einschloss. Dies wirkte weit über die Schule hinaus und wurde als "Turnen" zu einer Volksbewegung (Deutsche Turnbewegung), die mit ihren patriotischen Zielen nur in Verbindung mit den Befreiungskriegen richtig verstanden werden kann. Jahns Schriften "Deutsches Volksthum" (1810) und "Die deutsche Turnkunst" (1816) setzten neue Akzente.

Am 11.06.1811 eröffnete Jahn auf der Berliner Hasenheide den ersten Turnplatz und wenig später gründeten sich die ersten Turnplatzgemeinschaften, die für jedermann offen waren.
Aus ihnen entwickelte sich die Hamburger Turnerschaft von 1816, heute einer der größten und modernsten Sportvereine. Dies war die eigentliche Geburtsstunde des deutschen Turnens, das sich 1848 beim ersten deutschen Turntag in Hanau erstmals in einem deutschen Turnerbund und dann 1860 in Coburg in der Deutschen Turnerschaft organisierte.

Informationen zum Mitnehmen

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Wie funktioniert die Sportförderung in Deutschland?

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